[Rezension] Gleason, Collen - Bleicher Morgen (Das Buch der Vampire, #1)

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Autor: Colleen Gleason
Originaltitel: The Gardella Vampire Chronicles - The Rest falls away
Reihe: Das Buch der Vampire
Genre: Liebe/Romantik, Fantasy
Preis: 9,95€
Seiten: 413
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-442-37270-6

Beschreibung:
Heute ist ein ganz besonderer Tag für Lady Victoria Gardella Grantworth. Schließlich betritt sie nicht nur das Parkett der Londoner Gesellschaft, sondern rammt auch ihrem ersten Vampir einen Pflock ins schwarze Herz! Doch lässt sich Victorias Dasein als Vampirjägerin mit all ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen vereinbaren – und mit ihrer Liebe zu Philip, dem jungen Marquis?


Rezension:
In dem ersten Roman der Das Buch der Vampire Reihe geht es um den jungen Venator Lady Victoria Gardella. Da ihre Tante an Athritis leidet und ihre Mutter und dessen Vater davor das Erbe der Gardellavampirjäger abgeleht hat, ist Victoria die Einzige, die ihrem größten Vampirfeind - Lilith, die Tochter des Abtrünnigen Judas Ischarot - gefährlich werden kann. Neben Victoria gibt es nur noch Maximilian, ein Freund ihrer Tante, der ihr helfen kann und mit dessen Hilfe er die Vampirkönigin loswerden kann.

Doch Victoria hat noch einige andere Probleme: Zum Beispiel ihre Mutter, die sie dazu drängt, einen heiratsfähigen Mann, wie zum Beispiel den Marquis Rockley, zu finden und auch dann zu heiraten.
Nachdem sie auf ihrem Debüt ihren ersten Vampir gepfählt hatte und somit auch dem Marquis Phillip unter die Augen getreten war, fangen die Ereignisse an sich zu überschlagen:
Ist es für einen Venator möglich, zu heiraten?
Victoria sollte in Max' Ansicht nur noch Lilith im Kopf haben - dennoch kommt es dazu, dass sie sich natürlich in den Marquis Rockley verliebt und ihn auch schließlich heiratet. Doch... wie will sie den Rockley stillkriegen, wenn sie immer öfters nachts wegmuss und einen auffälligen Bauchring trägt?


Bleicher Morgen ist in der Erzählerperspektive verfasst und erläutert Victorias, Philips und Maximilians Sicht der Dinge. Da das Buch vor langer Zeit spielt, wird natürlich auch ein eher altertümlicher Sprachgebrauch (wobei dieser auch nicht immer perfekt ist - ich hatte manchmal das Gefühl, dass Frau Gleason nicht aufgepasst hat - Denn ich bezweifle, dass eine Zofe aus dieser Zeit Wörter wie Krass und so weiter benutzt) angewendet. Normal machen mir solche Schreibstile nichts aus, aber in diesem Buch habe ich mich regelrecht von Seite zu Seite gequält. Wozu meiner Meinung noch kommt, dass die Seiten sehr eng bedruckt sind: An den Seiten wird immer kaum Platz gelassen und auch teilweise deswegen hatte ich immer das Gefühl, dass die Seiten nie enden würden.
Jedenfalls hat der Schreibstil etwas Schweres an sich und zog sich wie Kaugummi. Ich habe stellenweise sogar richtig Seiten ausgelassen beziehungsweise auch welche unbewusst überflogen, damit ich endlich mit dem Buch fertig bin :/

Zu dem schweren Schreibstil kommen auch noch erschwerend komische (und teilweise auch irgendwie unangebrachte) Beschreibungen hinzu (bei manchen musste ich wirklich laut auflachen, weil ich nicht gedacht habe, dass je jemand auf die Idee kommen würde, sowas zu schreiben!).
So beschreibt Frau Gleason zum Beispiel das Geräusch, wenn sich ein Vampir nach seiner Pfählung in Asche auflöst, mit einem fft. Also das heißt: Jedes Mal, wenn Victoria einen Vampir tötet, wird ein fft angehängt. Ich weiß nicht ob die Autorin zu faul war um jedes Mal das Geräusch zu beschreiben oder sich etwas orginelleres wie dieses fft einfallen zu lassen, ich fand es zumindestens äußerst unangebracht und es ging mir nach einer Zeit auch ziemlich auf den Keks.
Und einmal hat sie sogar das "Durchgleiten" eines Pflocks mit einem kleinen Plopp beschrieben. Ich meine, ich glaube, ich werd nicht mehr! Dann beschreibt die liebe Autorin auch noch das Hindurchgleiten durch den Vampir mit "Es war, als würde man einen Stock in eine Schüssel voll Sand bohren"! Ich weiß nicht, ob das an der Übersetzerin liegt, aber ich bezweifle es stark - sowelchen Autoren sollte man verbieten, jemals wieder sowas zu schreiben beziehungsweise die Menschheit je wieder mit so einem UNSINN zu belästigen, argh! Sowas wie Frau Gleason sollte sich nicht Autorin schimpfen dürfen!

Er durchbohrte ihre Haut mit Ekel erregender Leichtigkeit. Victoria fühlte nur einen minimalen Widerstand, ein kleines Plopp, dann glitt die Waffe hindurch. Es war, als würde man einen Stock in eine Schüssel voll Sand bohren.
Die Vampirin erstarrte, ihr Mund vor Entsetzen und Schmerz geöffnet, die Augen weit aufgerissen und glimmend rot. Und dann löste sie sich mit einem leisen Fft! auf. Sie zerfiel zu Staub und war verschwunden.
Ich hätte da noch mehr zu bieten - Einmal, zum Beispiel, beschrieb Frau Gleason eine Situation, in der Victoria salvi (Betäubungsmittel) in Philip reinbringen könnte und dann beglückt uns die Autorin natürlich mit folgendem Satz: ... und er überlegte, wie er etwas ganz anderes in sie hineinbekommen sollte.
... ich glaube, das spricht für sich!

Die Handlung ist auch nicht viel überzeugender als die Schreibstil. Als Victorias Tante Eustacia eine neuere Idee von Vampiren preisgab (Irgendwas mit Judas, ich bin ganz ehrlich: Auch wenn ich sie relativ interessant fand - ich kann mich irgendwie nicht mehr erinnern, was genau die "Theorie" war) und auch über Lilith erzählte, freute ich mich auf schöne, blutige Kämpfe zwischen den Vampiren und besonders auf einen großen Kampf zwischen Lilith und Victoria - aber nein, falsch gedacht!
In dem Buch geht es zu 99% um die Londoner Gesellschaft und wie Victoria unter die Haube gebracht werden soll. Sie ist kein Mensch, der es bevorzugt, für ihre Mitmenschen zu sorgen, sondern handelt meistens nur im eigenen Affekt. Das Töten von Vampiren ist ihr auch nie wirklich wichtig, sie denkt auch sogar darüber nach, das Erbe der Gardellas abzulehnen und sich ihrem normalen Leben zu widmen - Trotzdem: Man hört DAUERND nur Rumgenöle von ihr. Wie sehr sie sich doch ein einfaches Leben wünscht und so weiter. Auch wenn sie ein bisschen einsieht, dass sie sich mit einem Ehemann nicht genügend um Vampire kümmern kann und Philip einigemale aufs Ohr nehmen muss, wirken diese Zweifel eher des guten Willens mal in den Raum geschmissen. Ich hatte als Leser nie das Gefühl, dass Victoria sich ausreichend mit dem Ist-heiraten-gut-für-venatoren Thema beschäftigt. Auch Fragen von Etiquette werden immer nur kurz in den Raum gestellt, ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll... Frau Gleason beschreibt solche Dinge nicht ausreichend: Man hat als Leser immer das Gefühl, dass sie das nur wegen der Umstände so macht und dann schnell wieder abhaken will: Es ist ja eigentlich klar, dass ein Mädchen wie Victoria in dieser Zeit Bedenken hat, wenn sie einen Mann vor der Hochzeit küsst etc.

Ganz abgesehen davon, dass Victoria nicht besonders viel gesunden Menschenverstand besitzt, wirkt die Beziehung zwischen dem Marquis und Victoria eher sporadisch. Ich hätte es verstanden, wenn Victoria ihn nicht lieben würde, wenn die Beziehung nur so kurz und vorallem so schnell vorkommt. Frau Gleason versucht mit einer relativ liebenswürdigen Kennlerngeschichte die Beziehung zwischen den Beiden irgendwie in Schwung zu bringen (Der Marquis ist als ... junger Mann? mal unerlaubt mit einem Pferd seines Vaters ausgeritten und ist dabei auf Victorias Gelände geraten, wobei er sich wehtat  und vom Pferd fiel - woraufhin sie ihm zur Hilfe eilte und ihm eine Standpauke hielt), scheitert aber kläglich. Die Beziehung zwischen den beiden wird schnell und lieblos aufgebaut und ist auch wahrscheinlich nur deswegen entstanden, weil Colleen Gleason ihn für ein späteres Vorhaben braucht.

Die Charaktere sind flach und sehr uninteressant. Außer Maximilian hat mich in dem Buch kaum ein Charakter auch nur ansatzweise interessiert, Victoria ging mir permanent auf den Keks und die anderen Charaktere waren da auch nicht besser. Die Mutter von ihr, Melly, ist auch einer der Menschen, die mir in diesem Buch immer unglaublich auf die Nerven gegangen sind.

Mein Fazit:
Ich habe erst ein bisschen zwischen einem und keinen Schmetterlingen gehadert und habe mich dann, weil ich mich so durch das Buch gequält habe, für null Schmetterlinge entschieden. Leider haben mich die Gardella-Vampirjäger und Colleen Gleasons Beschreibungen (fft! - ein kleiner Plopp!) überhaupt nicht überzeugt und deswegen würde ich das Buch auch keinem Freund empfehlen. Ich fand es zwar, rückblickend, relativ unterhaltsam, dennoch gebe ich dem Buch 0 Schmetterlinge :)

Informationen zur Reihe:
1. Band: Bleicher Morgen (OT: The Rest falls away)
2. Band: Schwärzeste Nacht (OT: Rises the Night)
3. Band: Blutrote Dämmerung (OT: The Bleeding Dust)
4. Band: Brennendes Zwielicht (OT: When Twilight Burns)
5. Band: Noch keine Informationen bekannt (OT: As Shadows fade)
(Außerdem gibt es noch einen kurzen Vorband: Victoria Gardella: Vampire Slayer (nicht auf deutsch erschienen))

Das Cover:
Der schlechte Inhalt dieses Buches wird dem wunderschönen Cover garnicht gerecht. Die Frau auf dem Cover sieht aus, als wäre sie mit verdünnter Wassermalfarbe oder Tinte gemalt, genauso wie die Häuser und Gebäude unterhalb des Covers. Die Schrift und die Position dessen sind auch perfekt. Dieses Mal finde ich auch das deutsche Cover tausendmal besser, obwohl das natürlich mit dem Pflock hinter dem Rücken und dem Kleid besser zum Inhalt passt.
Die Autorin:
Colleen Gleason wurde in Detroit (USA) geboren, verbrachte aber mehr Zeit in Michigan. Zurzeit lebt sie in Ann Arbor (Michigan). Sie studierte Englisch in Ann Abor und Flint, wonach sie fünfzehn Jahre lang im Vertrieb und Marketing für Gesundheitsprodukte und Versicherungen arbeitete - später besaß sie sogar eine eigene Firma. Aber inzwischen widmet sie sich eher voll und ganz dem Schreiben und schreibt auch unter dem Pseudonym Colette Gale und Joss Ware.

5 Kommentare:

  1. Das ist eine ganz schön vernichtende Rezension, aber ich weiß nicht ob ich jetzt traurig darüber sein soll, oder eher lachen muss xDDD also das Zitat:
    "und er überlegte, wie er etwas ganz anderes in sie hineinbekommen sollte."
    hat mich gerade so zum Kichern gebracht *lol* herrlichst!
    Das Buch werde ich wohl nie anrühren
    *fft* und ich bin weg xD

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  2. Ich musste grade so lachen, herrliche Rezension, sehr unterhaltsam. Ehrlich: You made my day :D
    Und Respekt, dass du dich durch über 400 Seiten gequält hast. Ich hätte vermutlich früher aufgegeben ;)

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  3. Wieso heißen die Vampirjäger in dem Buch "Venator"? Was für ein merkwürdiger Begriff. Ich muss gestehen, dass ich Verrisse ja fast schon lieber lese als positive Rezensionen, sie sind einfach so amüsant :-)
    An dieser Stelle ein kleiner Plopp und ich bin weg *lach*

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  4. Oh Gott, ein Glück bist du so ehrlich gewesen, das Cover hat mich nämlich auch schon des Öftern gereizt, aber ich hab den Kauf bisher immer noch wieder aufgeschoben. Jetzt lass ich doch lieber die Finger davon, glaube ich :D

    P.S.: Schöner Blog :)

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  5. Hahaha, geniale Rezension! Schade eigentlich, dass das Buch so scheußlich ist - denn vom Cover her würde es mich schon ansprechen. Aber gut zu wissen, dass ich mir das Geld dafür sparen kann ;)

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