[Rezension] Yglesias, Rafael - Glückliche Ehe

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Infos:
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Autor: Rafael Yglesias
Originaltitel: A happy marriage
Reihe: /
Genre: Drama, Tragik
Preis: 22,90€
Seiten: 430
Verlag: Klett-Cota
ISBN: 9783-608-93707-7
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Hiermit bedanke ich mich herzlichst bei dem Klett-Cota Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
Beschreibung

Eine ergreifende Geschichte über Anfang, Werden und Abschied einer großen Liebe.

»Glückliche Ehe« ist die Geschichte einer fast dreißigjährigen Ehe, von ihren beschwingten Anfängen bis zu ihrem durch Krebs erzwungenen Ende. Die Leichtigkeit und Komik des Kennenlernens in den ersten Wochen wechselt dabei ab mit den bitteren, aber auch erfüllten letzten Monaten von Margarets Leben, als sie sich von Familie und Freunden verabschiedet - und von ihrem Mann Enrique.

Rezension

Bewertung:
"Glückliche Ehe" von Rafael Yglesias ist auf dem Leben des Autors basiert (Was ich übrigens auch nur deswegen weiß, weil ich nachgefragt habe). Es ist eine wundervolle Geschichte die über die Ehe von Enrique und Magaret (so hies auch Yglesias Frau), die auf der einen Seite nicht immer schön war aber auch ihre positiven Seiten hatte, und den späteren Krebs Magarets handelt. Doch leider hatte das Buch auch ein kleines Manko.


Enrique Sabas ist schon seit er denken kann ein Schriftsteller. Er schreibt Geschichten seitdem er klein ist und hat später, "da er nicht Präsident werden konnte" hat er auch die High School beendet um seinen ersten Roman zu veröffentlichen. Er veröffentlicht mehrere Bücher, aber keins ist so erfolgreich wie er sie gerne hätte. Man erfährt in einem Buch, dass er öfters einen Secondhandladen besucht und dort sieht, dass ein Exemplar seines Buches mehrere Jahre dort steht. Enrique sagt, dass es zwar sichtbar ist, aber nicht auf dem gleichen Regalbrett wie die ganzen Bestseller steht.

Enrique hat einen Freund namens Bernard, der auch ein Schriftsteller ist, aber leider nie so erfolgreich wie Enrique war. Auch wenn Enrique sich in dem Buch oft über ihn beschwert - Über Bernard lernte Enrique schließlich Magaret kennnen.
Magaret. Bernard erzählte sehr schwärmerisch von ihr, wollte aber aus irgendeinem Grund nicht, dass Enrique und Magaret sich treffen, was dazu führte, dass Enrique sogar ihre Exsistens anzweifelt. Er denkt, Bernard würde sie nur erfinden um vor ihm anzugeben, aber das war der Auslöser, den Bernard dazu brachte, die beiden vorzustellen. Für Enrique war es Liebe auf den ersten Blick.

Es kommen einige Jahre einer turbulenten Ehe, die bis zu ständigem Streit und Seitensprüngen alles hatte. Sie streiten sich eine Zeit lang sehr viel und heftig, doch im Endeffekt kommt es dazu, dass bei Magaret Krebs diagnosziert wird.
Magaret ist erst tapfer: Sie macht sämtliche Behandlungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Chemo verschiedene andere Behandlungen, mit, entscheidet sich dann letztendlich aber dennoch dafür, alle Behandlungen einzustellen und zuhause zu sterben.


Es ist ziemlich schwer Yglesias Buch zusammen zufassen, da ich nicht zuviel vornehmen möchte, deswegen hoffe ich, dass dies nicht getan habe ;)

"Glückliche" Ehe ist in der Form des allwissenden Erzählers verfasst. Man kann sich deswegen sehr gut in Enrique und auch sein Umfeld versetzen und kommt oft genug in wunderschöne Beschreibungen wie zum Beispiel dem Urlaub von Enrique und Magaret in Rom. Ich habe immer gedacht, dass man traurige Szenen viel besser in der Ich-Form schreiben kann, aber da habe ich mich wohl geirrt - Denn das Ende, zum Beispiel, hat mich einfach nur umgehauen.
Auch wenn ich kein Mensch bin der bei Büchern losheult - aber in diesem Buch hatte ich schon mal öfters Tränen in den Augen.
Leider führt dies auch manchmal zu "langatmigen" Erzählphasen - Ich hatte manchmal das Gefühl, dass Yglesias das Buch besonders gefühlsvoll machen wollte (was ihm ohne Frage gelungen ist) aber bei manchen Stellen war es einfach zuviel. Manchmal wurde in den vorigen Seiten das Problem erläutert und als es wieder zur "Sprache" kam (Man nehme zum Beispiel das Problem mit Enriques Erektionen) wurde es wieder und wieder und wieder ausgerollt.

Der Schreibstil ansich ist wieder sehr schön und man kann sich, wie gesagt, wirklich wunderbar in die verschiedenen Charaktere Yglesias' hineinversetzen. Aber hier hat mich auch leider wieder etwas gestört (sogar leider zwei Sachen).
Ich weiß leider nicht ob es an dem Übersetzer oder an dem Autor selbst liegt, aber in dem Buch gibt es sehr viele unglaublich lange Sätze. Ich denke zwar nicht, dass diese sonst nicht "gut" sind, aber wenn manche Sätze über 5 Zeilen gehen finde ich es sehr anstrengend sowas zulesen. Das kann natürlich bei jedem anders sein, aber für mich war es eher anstrengend.

Wegen der Krebserkrankung von Magaret und da Yglesias dieses Fortschreiten der Krankheit sehr genau beschreibt, kommt es zwingend dazu, dass er viele medizinische Begriffe benutzen muss. Vorallem damit der Leser sich besser in Magaret (oder eher Enrique, da er sich ja auch mit den ganzen Sachen beschäftigen muss) hinein versetzen kann.
So versucht Yglesias also dem Leser auf die Dauer des Romans einige (schwierige) medizinische Begriffe beizubringen. Er erzählt zum Beispiel das Magaret nicht über ein PEJ ernährt werden kann, sondern nur über ein PEG. Der Leser versteht aufjedenfall das ein PEJ und PEG beides Ernährungsarten sind die eintreten, wenn der Magen nicht mehr benutzbar ist, aber wie funktioniert das zum Beispiel?
Sicher, es wird erklärt. Aber da man so mit diesen Begriffen so bombadiert wird, kann sich keiner wirklich die Bedeutung dieser beiden Arten merken. Im Nachhinein habe ich nochmal gegoogelt und herausgefunden, dass ein PEJ über einen kleinen Schlauch-"einstich" neben dem Bauchnabel durchgeführt wird. Die ganze Ernährung verläuft dann über den Dünndarm. PEG bedeuted ungefähr, dass man einen Schlauch durch den Nabel gesetzt bekommt und damit die Bauchwand durchdringt und einen direkten Zugang zum Magen legt.

Die Kapitel des Buches handeln immer über einen anderen Abschnitt in Magarets und Enriques Leben, mal von der Zeit im Krankenhaus, mal von der Zeit in der sie sich so heftig stritten und vielem mehr!
Ich finde die Idee sehr gut, da man dann immer Situationen hat in dem man zum Beispiel etwas nicht wusste oder nicht versteht, und es einem dann durch eine Situation in dem nächsten Kapitel erklärt wird. Ich empfehle aber denjenigen, die das Buch lesen, unbedingt die Kapitelüberschriften zu lesen (was ich normal nicht unbedingt immer mache - peinlich), weswegen ich aber bei diesem Buch leider erst später richtig gemerkt hatte, wann man wo ist bzw. wann was erzählt wird (Ich denke also eher das es an mir liegt, aber wenn jemand das gleiche Problem hatte kann er sich ja zu Worte melden!).

Wie oben schon erwähnt, ich wäre nie selber auf die Idee gekommen das Rafael Yglesias Buch basierend auf seinem Leben ist. In diesem Buch werden soviele private Dinge angesprochen und es kommen in dem Buch auch definitiv provozierende Dinge vor. Nichts destotrotz, ich hätte mir trotzdem vorstellen können das jemanden überhaupt sowas passieren kann.
Die Handlung ist sehr individuell. Sie handelt auf der einen Seite über Enriques Kummer über Magarets Krankheit, aber das Buch zeigt einem auch wie eine Ehe ist. Sie hat zwar ihre (fast) immer schlechte Seiten, aber Yglesias zeigt uns auch die schönen Seiten einer Ehe.
Man muss es einfach selbst gelesen haben um sich von dieser fantastischen Handlung zu überzeugen. Sie hällt den Leser während des Lesens fest und lässt ihn selbst nach dem Beenden des Buches nicht mehr los. Man hat zwar in dem Buch nicht das Gefühl, dass man Enrique irgendwie bemitleiden muss, aber wenn man das Buch beendet hat denkt man direkt weiter darüber nach.

Mit Enrique, Magaret, Bernard und Co. hat Yglesias wunderbare Charaktere erschaffen. Auch wenn in dem Buch wie schon erwähnt provozierende Sachen vorkommen unterstützt das in diesem Fall nur die markante Art der Charaktere. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten aber insgesamt hat man sie alle am Ende ins Herz geschlossen (oder man hasst sie, was aber nicht bei Enrique, Magaret und ihren beiden Jungen zutrifft).

Enrique, zum Beispiel, hat sehr viele markante Merkmale und dennoch mag man ihn sehr. Er hat Probleme mit seiner vorherigen Beziehung "fertig" zu werden, ist in gewisser Hinsicht ein wenig neurotisch und und und. Auch Magaret ist mit vielen Macken gekennzeichnet - Sie muss zum Beispiel immer alles im Griff haben.
Sie wollte sogar ein Grab von man auf den Stadtteil sehen kann, in dem ihre beiden Söhne und Enrique leben haben. Selbst Magarets Mutter Dorothy die in gewisser Hinsicht ziemlich abweisend zu ihrer Tochter ist wächst einem ans Herz.

Diese ganzen Macken machten sie für mich einfach nur noch viel realistischer. Der Leser kann sich richtig vorstellen, wie die ganzen Menschen in dem Buch ihr Leben führen und kann sich, zwar auch wegen dem Schreibstil, aber auch wegen den Charakteren, alles richtig gut vorstellen.

Mein Fazit:

Das Buch hat zwar seine Macken, ist für mich aber aufjedenfall ein Must-read wenn man über die kleinen Kritikpunkte hinübersehen kann. Wer ein trauriges Buch sucht, bei dem man definitiv ein paar Tränchen verdrückt ist hier Goldrichtig!

Das Cover:


Das deutsche Cover zeigt einen Kirschblütenbaum, die Ansicht eines Hauses und einen hellen, blauen Himmel. Ich finde das Cover zwar schön, aber leider finde ich es nicht wirklich besonders. Bei diesem besonderem Buch hätte ich mir was vorgestellt, was man auch mit dem Buch selber verbinden kann.

Der Autor:

Rafael Yglesias ist der Sohn des kubanisch-stämmigen Schriftstellers Jose Yglesias und der jüdisch-russisch-stämmigen Schriftstellerin Helen Iglesias. Er wurde in Manhatten geboren und wuchs auch dort auf. Yglesias begann bereits im jugendlichen Alter zu schreiben, worauf er mit jungen Jahren die Schule verlies um seinen ersten Roman, "Hide Fox, after all" zu beenden (1972). Ab 1990 schrieb er auch Drehbücher, wie zum Beispiel das Drehbuch zu Roman Poznanskis "Der Tod und das Mädchen".
Nach dreizehn Jahren Pause als Romancier schrieb Yglesias den Roman A Happy Marriage (dt. Eine glückliche Ehe, erschienen beim Klett-Cota Verlag), welches von der Ehe Yglesias' mit der Künstlerin Margaret Joskow, die nach 30 Jahren Ehe 2004 an Krebs starb handelt.

5 Kommentare:

  1. Deine Rezension gefällt mir sehr gut. Ich hab das Buch auch vor einiger Zeit gelesen und es hat mir gut gefallen.
    LG Petra

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  2. Klingt doch nach einem Buch, dass mir gefallen könnte ... wenn auch nicht gleich. (: (Genug geheult!)
    Aber was genau meinst du mit den "provozierenden Dingen"? Ich kann mir grad nichts drunter vorstellen. (: (Abends arbeitet mein Kopf nicht mehr so gut mit. xD)

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  3. @ Sternenthaler75: Danke!

    @ Shiku: Ich weiß nicht so recht, wie ich mich damit ausdrücken konnte, aber er hat mit dem Buch viele Sachen kritisiert wie zum Beispiel das amerikanische Volk (das zB ein Spanier nie Präsident werden könnte).

    Und außerdem hat er viele private Dinge über sich preisgegeben. Gut, ich habe ihn nicht gefragt, ob er selber Erektionsprobleme hatte (*hust*) aber sowas finde ich sehr mutig. Weißt du, was ich meine?

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  4. Ich glaub, ich versteh's so in etwa :D
    Zumindest ersteres ist ja ein Grund mehr, das Buch zu lesen. :3

    Und mutig ist das definitiv, selbst wenn vorne nicht fett draufsteht, dass es durchaus privat ist! :0
    Wie gut, dass bald Weihnachten ist. xD

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