[Rezension] Michaelis, Antonia - Der Märchenerzähler

| 3 Kommentare
Autor: Antonia Michaelis
Reihe: -
Genre: 
Liebe/Romantik, Thriller
Preis: 16,95€
Format: Hardcover
Seiten: 447
ISBN: 978-3-7891-4289-5
Verlag: Oetinger

Abel Tannatek ist ein Außenseiter, ein Schulschwänzer und Drogendealer. Wider besseres Wissen verliebt Anna sich rettungslos in ihn. Denn es gibt noch einen anderen Abel: den sanften, traurigen Jungen, der für seine Schwester sorgt und der ein Märchen erzählt, das Anna tief berührt. Doch die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Was, wenn das Märchen gar kein Märchen ist, sondern grausame Wirklichkeit? Was, wenn Annas schlimmste Befürchtungen wahr werden?

Mit meinen Worten
Eigentlich hat niemand sonst dem polnischen Kurzwarenhändler Aufmerksamkeit geschenkt, doch Anna tat es. Sie rettet die Puppe Abels kleiner Schwester Micha vor der Klasse und redet so das erste mal mit ihm. Ist er wirklich so, wie alle anderen es sagen? Was steckt hinter ihm? Wieso schläft er immer, wieso kommt er immer zu spät?
Schnell findet Anna sich in einer Welt wieder, in der Abel lebt. Sie will ihm helfen, er stößt sie weg. Doch sie bleibt hartnäckig - und verfängt sich in etwas, wo sie so schnell nicht mehr raus kann...

Das Urteil
Was habe ich über dieses Buch gewittert. Ich sage immernoch, ich lese kein Buch, um es im Endeffekt sozusagen noch interpretieren zu müssen, ich brauche klare Beschreibungen und mag es nicht, wenn irgendwas ein wenig durch Metaphern angedeutet wird. So hatte ich natürlich mit dem anfänglichen Schreibstil große Probleme (es erinnert mich an so manche Kurzgeschichten, die wir in Deutsch analysiert haben):

S. 13
Und sie atmete die kalte Luft mit einer kindischer Vorfreude, schon den Schal vom Gesicht, streifte die Mütze von ihren dunklen Haaren und betrank sich an der Kälte, bis ihr schwindelig war. Sie fragte sich, in welcher der vielen Kisten im Keller ihre Schlittschuhe waren und ob es schneien würde und ob ihre Langlaufskier auch im Keller auf sie warteten oder auf dem Dachboden und ob sie Gitta überreden könnte, den alten Schlitten rauszuholen, den mit dem roten Band.
Besonders die Bandwurmsätze haben mir meistens zugesetzt. Am Anfang war das Buch sehr schwer zu lesen, was meine Lust auf das Lesen auch nicht wirklich gesteigert hat. Ich muss aber sagen: der Einstieg in das Buch war zwar unglaublich schwer, nach einer Zeit gewöhnt man sich entweder an diese komischen Metaphern (s. "und betrank sich an der Kälte", es gibt noch einige andere Beispiele, die noch eindeutiger waren beispielsweise Abels Spitzname "Polnischer Kurzwarenhändler" hat mich am meisten irritiert) oder es wird weniger.  Kann ich nicht genau sagen, aber anscheinend ging es einigen so wie mir.

Das Buch hat nicht umsonst den Titel "Der Märchenerzähler".
Ich mochte Abels Märchen relativ gerne. Er verwandelt alles was in der Realität passiert in ein Märchen, dass er seiner kleinen Schwester Micha erzählt. Jeder hat irgendwie seine Rolle, Micha die Königin mit dem Diamantherzen hinter dem alle her sind, Anna, das Rosenmädchen und so weiter.
Antonia hat es aufjedenfall geschafft, eine zweite Welt in der einen zu erschaffen. Abel erzählt das Märchen sehr authentisch und auch wenn es hier und da einige Hinweise auf den Mörder von Rainer Lierski usw. gab, kam ich von alleine nicht drauf.  Spannung kommt in dem Buch fast mit der Grausamkeit, die Micha und Abel erleben, gleich.

Micha und Abel haben mir so leid getan! Ich konnte es nicht fassen, was Abel immer auf sich nehmen musste und vorallem was er für Schikanen in der Schule dafür kassierte. Micha ist mir nach kurzer Zeit so sehr ans Herz gewachsen, dass ich sie am liebsten (+  Abel) adoptiert hätte. Dieses Gereiße von den Sozialämtern war einfach nur grausam. Ich hatte immer nur eine Frage im Gedächtnis: Wieso macht so ein lieber Typ soviel schlimmes durch? Wieso erlebt so ein tolles, quirliges Mädchen (und nie nerviges) so schlimme Sachen? Ganz geschweige von den Sachen, die Abel aushalten musste...

Anna freundet sich nach und nach mit Abel an, woraus auch später ein wenig mehr wird. Wenn ich normalerweise "Was soll dieses Hin und Her?" geschrien hätte, habe ich es hier verstanden. Abel will Anna nicht in seine Welt einbeziehen (wegen der Gefahren) und stößt sie deswegen immer wieder weg. Trotzdem fand ich die beiden so süß, dass ich mir permanent gewünscht habe, dass etwas zwischen den beiden passiert...
Auch die Suche nach dem Mörder/den Mördern von Rainer Lierski und dem Sozialamttypen sind natürlich auch nicht spurlos an mir als Leser vorbeigegangen. Man kann sich nie entscheiden, ob man Abel trauen soll. Er hat sicherlich seine Gründe, wieso er die beiden umgebracht haben könnte, aber da ist natürlich auch noch Bertil. Bertil, der Anna liebt und immer zurückgestoßen wird. Wieso hätte er es nicht tun sollen? Schließlich hat er alle Gründe dazu gehabt, dafür zu sorgen, dass Abel in Schwierigkeiten kommt. Wenn er im Gefängnis landen würde, würde er sich schließlich nicht mehr an seiner Anna vergreifen können. Und Hennes. Oder wieso kann es nicht einfach nur ein Zufall gewesen sein? Lierski hatte seine Feinde, war als Kinderlieber verrufen, Marinkhe hat sich auch ständig in Sachen eingemischt, die manche Leute nicht erfreut haben.

Ohje, von dem Ende fange ich besser erst garnicht an...

Mein Fazit
Wenn ihr eine Vorliebe für poetische Schreibstile habt, werdet ihr aufkeinen Fall Schwierigkeiten beim Einstieg des Buches haben. Alle, die das Buch gerade lesen oder es noch wollen: Haltet durch! Der Anfang ist schwer, es lohnt sich aber, durchzuhalten. Die Geschichte von Abel und Anna sollte keiner verpassen!

3 Kommentare:

  1. Ich stimme dir wirklich voll und ganz zu! Einzig und allein was den Schreibstil/ die Metaphern betrifft bin ich anderer Meinung. Im Gegensatz zu dir mochte ich beides, aber das ist wirklich geschmackssache. Was das andere betrifft: Du hast wirklich alles in deiner Rezension widergespiegelt, was ich während des Lesens empfunden habe. Der Einstieg war ein wenig langatmig, aber ich stimme dir zu, dass sich das Durchhalten wirklich lohnt.

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  2. Ich mochte das Buch auch sehr gerne, ich fand es war irgendwie besonders.
    Micha und Abel haben mir auch Leid getan, irgendwie kamen sie da nicht mehr raus =/

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  3. Nirgendwo
    Ich denke, dass ich da Generell ein Problem mit habe. Ich habe auch schon einige andere Bucher gelesen und das da auch nicht gemocht, wo es andere geliebt haben.

    Dankeschön :)

    Mika
    Genau! Sowas habe ich bisher noch nie gelesen.

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